Piah – vom Notfell zum (glücklichen) Sorgenfell
Im Januar 2016 kam Piah als Pflegehund zu uns. Da war sie bereits 10 Jahre alt – also schon in einem recht fortgeschrittenen Berneralter. Es gab nicht viele Infos über das Ömchen. Bekannt war nur, dass Piah ihr Leben bis dahin draußen, in einem Zwinger mit abgeteiltem Gartenanteil verbracht hatte. Im Winter, wenn es sehr kalt war, durfte sie auch schon mal in der Garage schlafen, aber mit ins warme Haus durfte sie nicht! Ein Leben im Haus, zusammen mit ihren Menschen, hat Piah in den ganzen 10 Jahren leider nicht kennengelernt.
Es hieß, Piahs verstorbenes Herrchen sei mit ihr regelmäßig spazieren gegangen. Dagegen sprach allerdings, dass sie von der großen weiten Welt kaum etwas kannte. Wir hatten den Eindruck, für Piah war so ziemlich alles neu – wir mussten ihr viele Dinge erst mal ‚erklären‘ (in den ersten Graben plumpste sie einfach hinein). Sie war, und ist es auch heute noch, an allem Neuen sehr interessiert und freudig bei der Sache. Beim Anblick andere Tiere (Kühe, Schafe, Hühner, Pferde) war die Faszination zu Anfang riesengroß, da war das Ömchen oft kaum noch zu halten und wäre am liebsten immer direkt zu den Tieren auf die Weide gestürmt.
An’s Weitergehen war da nicht zu denken, erst mal musste sie die unbekannten Wesen sehr ausgiebig beobachten. Bei Begegnungen mit ihren Artgenossen hält sich ihr Interesse allerdings in Grenzen – vielleicht mal kurz schnuppern, aber dann ist auch schon gut.
Die körperliche Auslastung schien leider auch nicht allzu groß gewesen sein, denn Piah hatte keine sonderlich gute Kondition und konnte mit unserem fast gleichaltrigen Senior überhaupt nicht mithalten. Auch kopfmäßige Auslastung war ihr anscheinend total fremd. Mit Nasenarbeit, wie Futtersuchspielen, Intelligenz-/Kauspielzeugen oder dem Auslecken eines gefüllten Kongs konnte Piah zuerst überhaupt nichts anfangen. Das hat sich allerdings ziemlich schnell geändert und inzwischen ist sie mit großer Begeisterung und voller Aufmerksamkeit dabei.
Bei ihrem ersten Tierarztbesuch wurde uns schnell klar, dass Piah wohl schon länger unter starken Schmerzen leiden musste. Sie zeigte bei der Untersuchung deutlich Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule und der hinteren Gliedmaßen – daraufhin wurde geröntgt und Spondylosen im Lendenwirbelbereich, sowie Arthrose in den Hinterbeinen festgestellt. Um ihr da Linderung zu verschaffen bekommt sie seitdem täglich ein Schmerzmittel verabreicht und unterstützend noch Futterzusätze wie Grünlippmuschelextrakt, Lachsöl, Kurkuma und MSM. Es fehlte ihr besonders ‚hintenrum‘ auch deutlich an Muskulatur – deshalb stand ab sofort Muskelaufbautraining auf ihrem täglichen Programm. Es viel dann noch eine Fehlstellung ihrer Pfoten (Durchtritt) auf. Sollte sich der Durchtritt verschlimmern, könnten ihr Orthesen helfen – das müssen wir weiter beobachten.
BSNH hat sich dann, auf Grund ihres hohen Alters und ihrer körperlichen ‚Baustellen‘, dazu entschieden, dass das Piah-Ömchen als Sorgenfell auf Lebenszeit in der Obhut des Vereins bleiben darf; und wir haben sehr gerne unser Ja dazu gegeben, dass die Piah hier bei uns als Dauerpflegegast ihren Lebensabend verbringen kann. Sie passt von ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten auch gut in unsere kleine gemischte Senioren/Blinden-Gruppe hinein.
Nach 10 langen Jahren der Zwingerhaltung darf sie jetzt eine 24-Stunden-rundum-Betreuung genießen:
– Piah lebt nun zusammen mit uns und ihren beiden Pfotenkumpeln im Haus und hat sich, nach einer anfänglichen Eingewöhnungsphase, gut an die Wärme, die sie vorher nicht kannte, gewöhnt
– das Ömchen liebt inzwischen ihr warmens, weiches und kuscheliges Schlafplätzchen
– sie nimmt am Familienleben teil und kann überall dabei sein
– das Ömchen braucht nie mehr alleine sein, denn es ist auch tagsüber immer jemand da
– Nachts gibt es für die leicht blasenschwache Seniorin eine extra Pippirunde
– Piah bekommt Streicheleinheiten und Zuwendung (fast) immer dann, wenn ihr danach ist
– sie hat regelmäßig Bewegung, incl. Gehirn-Jogging und Muskelaufbautraining
– wenn es mal besonders ‚zwickt‘ oder wenn die Angst vor Gewitter oder der Silvesterknallerei besonders groß ist, kann ich ihr ein bisschen mit Tellington-Touches und Körperbandagen helfen
Piah hat Gefallen an dem täglichen Beschäftigungsprogramm gefunden. Sie hat jetzt mehr Kondition und auch etwas an Muskulatur aufgebaut. Allerdings musste wir das Training über eine längere Zeit leider wieder zurück schrauben, denn Piah hatte einen starken und sehr hartnäckigen Husten, den sie erst nach langen Monaten wieder auskuriert hatte. Dieser Schongang hat sie dann doch leider um einiges zurückgeworfen und da es im Alter ja auch immer schwieriger wird Muskulatur aufzubauen und zu erhalten, müssen wir uns mit kleinen Schritten zufriedengeben.
Nachtrag
Ömchen Piah durfte noch bis kurz vor ihren 12.Geburtstag das Leben bei uns genießen, bevor sie dann ihren Weg auf die Sternchenwiese antreten musste.
Verfasst von: Bärbel P. (Fördermitglied)