Pressemitteilung Deutscher Tierschutzbund Landestierschutzverband Niedersachsen e.V. 20.11.2019
Keine flächendeckende Einführung von Tiermikrochiplesegeräten in Niedersachsen
Der Antrag an die Landesregierung war klar und eindeutig: Jede Straßenmeisterei und Polizeidienststelle in Niedersachsen sollte mindestens mit einem Haustier-Chiplesegerät ausgestattet werden.
Die Regierungskoalition hat diesen Antrag heute unterbunden – sehr zur Enttäuschung des Landestierschutzverbandes Niedersachsen. „Das Problem wird nicht gelöst, man verschanzt sich hinter den Zuständigkeitsregelungen“, so Dieter Ruhnke, Vorsitzender des Landestierschutzverbandes.
Dieser hatte den Antrag von Beginn an unterstützt, weil er sich einer Situation angenommen hat, die eine Vielzahl von Tierhaltern betrifft deren Haustiere entlaufen und nicht mehr zurückgekehrt sind.
Heimtiere sind domestizierte Tiere, die nicht an ein Leben ohne menschliche Unterstützung angepasst sind. Ohne menschliche Obhut und Versorgung erfahren diese häufig Leiden oder Schäden in teilweise erheblichem Ausmaß. Somit nimmt das Entlaufen eines Tieres nicht immer einen glücklichen Ausgang und es wird Opfer der mangelnden Versorgung oder auch des Straßenverkehrs und endet tragisch als Totfund.
Die Straßenmeistereien und Polizeidienststellen sind innerhalb ihres Zuständigkeitsbereiches für die Gewährleistung der Verkehrssicherheit verantwortlich. Darunter fällt auch die Beseitigung getöteter Heimtiere. Häufig können diese Stellen jedoch nicht den Halter ermitteln, weil die technische Ausstattung – ein Chiplesegerät – fehlt. „Viele Tiere werden einfach verscharrt oder entsorgt“, beschreibt Ruhnke die Situation.
„Unsere Mitgliedsvereine erhalten ständig Vermisst-Meldungen und können dann – wenn die Tiere nicht im Tierheim abgegeben wurden – keine Auskunft zum Verbleib geben. Daraus resultiert, dass die betroffenen Halter*Innen große Sorgen um ihr Heimtier als Familienmitglied machen. Dies wiegt umso schwerer, wenn das Tier die einzig verbliebene „Bezugsperson“ im Leben eines Menschen darstellt. Umso wichtiger ist es, über den Verbleib ihres Haustieres Gewissheit zu haben. Die Mensch–Tierbeziehung hat sich grundsätzlich in unserer Gesellschaft verändert“, so Ruhnke.
Zu der Argumentation der Tierärztekammer Niedersachsen; „Der Aufwand steht nicht in Relation zu dem, was man damit bezwecken möchte“ merkt Dieter Ruhnke an, „dass dies als respektlos und anmaßend zu bewerten ist, weil es nicht um eine Wirtschaftlichkeitsberechnung geht, sondern um die Übernahme der Verantwortung als ethisch moralische Verpflichtung gegenüber den Betroffenen.“
Ruhnke weiter: „Die amtliche Zuständigkeit für Totfunde, aber auch für aufgefundene lebende Tiere, liegt ausnahmslos bei den zuständigen Behörden. Es kann nicht sein, dass man sich beim Auslesen von Tiermikrochips scheinbar auf ehrenamtliche Tierschutzvereine abstützen will, die noch nicht einmal flächendeckend in Niedersachsen vertreten sind.
Es wäre ein sichtbares Zeichen der Regierungskoalition gewesen, dass Tierhalter von Heimtieren in Niedersachsen zukünftig die Gewissheit gehabt hätte, dass Polizeidienststellen und Straßenmeistereien über den Verbleib ihrer Tiere Auskunft geben können und dies mit einem überschaubaren minimalen Aufwand von weniger als 10.000,-€ für ganz Niedersachsen.“
Dieter Ruhnke
Vorsitzender