OP-/Kranken-Versicherung für Hunde – sinnvoll oder überbewertet
Bevor ein Hund einzieht macht man sich über vieles Gedanken und ein wichtiger Aspekt sollte, bei aller Begeisterung, auch immer die finanzielle Seite sein. Futter, Ausbildung, Zubehör, Steuer – da kommen jedes Jahr einige hundert Euro zusammen; doch ein Posten wird häufig unterschätzt: die Kosten für die tierärztliche Behandlung! Natürlich ist der Gedanke an Krankheiten und Notfälle weit weg, wenn ein Hund einzieht: jung, agil und quietschfidel, doch schnell kann eine Erkrankung, ein Unfall oder schlichtweg das Alter zu immensen Tierarztkosten führen. Aber – lohnt es sich, regelmäßig einen festen Betrag zu entrichten, wenn mein Hund bisher nie Beschwerden hatte?
Wir betrachten das einmal am Beispiel von Kira
Kira zog im Januar 2022, im Alter von 9 ½ Jahren, bei uns ein und wurde später zum BSNH-Sorgenfell.
Sie hatte damals die Diagnose ‘schwere HD, beidseitig` und 2 kleine Tumore auf der Pfote, die beobachtet werden sollten. Kira war zu dem Zeitpunkt unkastriert und ansonsten kerngesund. Man sollte also annehmen, dass sich die Tierarztkosten auf ein regelmäßiges Schmerzmittel, einen Zeckenschutz und die jährliche Impfung beschränken sollten – aber lest selbst…
Im Frühjahr hat sich unsere Omi stark erkältet.
Nachdem die üblichen Hausmittel keine Linderung verschafften, und sich auch unsere weiteren tierischen Mitbewohner angesteckt hatten, blieb nichts anderes übrig als eine Behandlung mit Antibiotika und Schleimlöser.
Kaum hatte sich Kira hiervon erholt, war die nächste Behandlung fällig: unser Mädchen hatte sich Peitschenwürmer eingehandelt. Es waren 2 Kotuntersuchungen und 2 Wurmkuren nötig, bis wir die Mitbewohner wieder los waren.
Kurze Zeit später hatte unsere kleine Prinzessin vergessen, dass sie eigentlich schon ein älteres Mädel ist und sprang eine Stufe hinunter. Die Folge: Kira hat sich dabei vertreten und wir mussten ihr eine Spritze gegen die Schmerzen geben lassen.
Im Spätsommer wurde bei Kira eine Gebärmutterentzündung festgestellt. Die Behandlung erforderte 2 Ultraschalluntersuchungen und eine Antibiose. Leider schlug die Behandlung nicht an und bei der Kontrolle zeigte sich eine akute Gebärmuttervereiterung = Notoperation, weil die Gebärmutter zu platzen drohte: akute Lebensgefahr! Hieraus wurde ein Wochenendaufenthalt in der Klinik, weil sich der Kreislauf nach der Operation nicht stabilisieren wollte, denn Kira hatte viel Blut verloren. Nach der Entlassung folgten weitere Blut-und Ultraschall-Untersuchungen. Sowie ein Besuch beim Notdienst, denn es bestand der Verdacht auf innere Blutungen! Gott sei Dank bestätigte sich dieser nicht. Aber es waren wieder Blutbild und Ultraschall nötig – diesmal mit dem Aufschlag für den Nachtdienst.
In der Zwischenzeit wurde Kiras Hüfte durch die verordnete Schonung immer schlimmer und es kamen weitere Schmerzmittel, regelmäßiger Magenschoner und Physiotherapie zur Behandlung hinzu.
Kaum war die Operationswunde abgeheilt, wuchsen die Tumore auf der Pfote innerhalb kürzester Zeit von Erbsen- auf Haselnussgröße an und fingen auch an zu bluten: sie mussten operativ entfernt werden, was Kira den Namen „KATASTRO-FEE“ eingebracht hat. Auch diese OP hat unsere kleine Maus gut überstanden und wir konnten nach 10 Tagen Schonung an einem Freitag Nachmittag, pünktlich vorm Wochenende, die Fäden ziehen lassen,- unnötig zu erwähnen, dass wir 24 Stunden später wieder im Notdienst waren: Kira hatte das mit dem „Schonen“ irgendwie nicht verstanden und ist über die Katze gesprungen, um dem Nachbarsdackel Manieren beizubringen. Dabei ist die frische Wunde aufgerissen und musste geklammert werden.
Langsam zog der Herbst ins Land und es wurde Zeit für Walnüsse – und damit für den nächsten Besuch in der Tierklinik im Notdienst. Auf unserer Frührunde hat Kira eine gammelige Walnuss gefressen und da die enthaltenen Toxine (Pilzgifte durch Schimmelpilze*) für Hunde hochgiftig sind, blieb uns nichts anderes übrig, als ihr ein Brechmittel spritzen zu lassen. Und da unsere morgendliche Runde nun einmal um 4.00 früh ist, war natürlich nur der Notdienst der hiesigen Klinik erreichbar.
*Verantwortlich für die Vergiftungserscheinungen ist ein Zwischenprodukt des Schimmelpilzes Penicillium Roqueforti. Es heißt Roquefortin C, man kennt es vielleicht aus der Herstellung von Blauschimmelkäse.
Für Menschen ist Roquefortin C unbedenklich. Für Hunde kann es jedoch tödlich sein!“
Zwischenzeitlich waren einige Röntgenaufnahmen erforderlich. Das Ergebnis war, dass Kira auf der Wirbelsäule eine Spondylose neben der Nächsten hat und dass ihre Knie ebenfalls Fehlstellungen aufweisen. Unter dem Strich ist das Einzige nicht schadhafte Gelenk das rechte Sprunggelenk. Dieser Umstand, und dass Kira durch die Schonzeiten nach den Operationen Muskelmasse verloren hatte, was zu Muskelschwund und Schmerzen durch immer neue Blockaden führte, ließ uns den Entschluss fassen, unsere Omi zu dopen und wir begannen die Behandlung mit Nandrosol, einem Anabolikum. Dadurch wurde wieder Muskelmasse aufgebaut. Und um diese zu trainieren fingen wie mit der Therapie auf dem Unterwasserlaufband an. Nach wenigen Therapiestunden war der Erfolg deutlich sichtbar: die Muskeln wurden stärker und Kira hatte wieder Freude am Leben und Laufen und wälzte sich vor Wohlbefinden im Garten.
Es wurde Winter und Kira zog sich eine Entzündung zu, die sich auf die Gelenke ausweitete und die wir trotz Antibiotikum kaum im den Griff bekamen. Es wurde ein Wechsel der Medikamente erforderlich sowie unzählige Blutbilder und wir mussten das Nandrosol absetzen. Die Folge war, dass Kira immer schlechter lief. Sie hatte Schmerzen und unsere Runden schrumpften, von 3 mal täglich 1,5 km auf 80 m und entsprechend baute Kira Muskulatur ab – ein Teufelskreis! In dieser Zeit hatten wir große Angst um unser Mädchen. Wir konsultierten einen Orthopäden und die Diagnose war niederschmetternd: das Einzige, was Kira die Schmerzen nehmen könnte, wäre eine neue Hüfte – natürlich beidseitig, und verbunden mit einer monatelangen Rekonvaleszenz. Tut man das einem fast 11-jährigen Hund an?
NEIN! Also bekamen wir die Empfehlung, die Physiotherapie und das Unterwasserlaufband fortzusetzen und Akupunktur zu versuchen (haben wir gemacht, hat aber nicht geholfen). Wir haben dann ein neues Medikament bekommen: ein Opiat! Das Opiat wirkte den ersten Tag gut, und wir sahen Licht am Ende des Tunnels, doch bereits am 2. Tag war Kiras Wahrnehmung dadurch beeinträchtigt. Sie fühlte sich in ihrem eigenen Zuhause unsicher und bekam Angstzustände. Wir befragten etliche Ärzte, doch alle kamen zu dem Schluss, das Opiat wäre das Einzige was noch helfen könnte. Also recherchierten wir und fanden ein herkömmliches Medikament, das wir bisher noch nicht gegeben hatten; wir setzten alle anderen Mittel ab und stellten unsere Maus hierauf um. Wir haben an der Physiotherapie festgehalten und das Wasserlaufband auf wöchentliche Behandlung erhöht und lassen auch das Nandrosol wieder spritzen – und siehe da: es funktioniert!
Das war vor 6 Wochen. Mittlerweile läuft unsere Omi wieder täglich ihre 2-3 Runden von je 1 Kilometer. Sie freut sich, wenn es raus geht und wälzt sich wieder im Garten!
Die Vielzahl der Behandlungen kann zusammen schnell Kosten im 4 oder sogar 5-stelligen Euro-Bereich verursachen. In Kiras Fall hat BSNH als Verein diese Kosten für sein Sorgenfell getragen – die Behandlungen und Medikamente, die wir selbst getragen haben und immer noch übernehmen, sind hiervon noch völlig unberührt!
Also JA: eine OP- oder Kranken-Versicherung / oder ein Komplettpaket, kann sinnvoll sein.
Allerdings gibt es bei den Versicherungen große Unterschiede, und das Angebot ist enorm.
Jede Versicherung hat eigene Kriterien und maximale Höchstsätze. Hier gilt es gründlich zu vergleichen und vielleicht kann auch ihr Tierarzt beratend zur Seite stehen. Alternativ empfiehlt es sich, auch gerade bei älteren Hunden oder schwerwiegenden Vorerkrankungen, die von den Versicherungen ausgeschlossen werden, ein Sparkonto für diesen Zweck anzulegen.
Und wenn einmal ein paar Euro übrig sind, freut sich ein Tierschutzverein über eine Spende – denn ohne Ihre Unterstützung könnte unser Verein Sorgenfelle wie unsere Kira nicht versorgen!
Verfasst von Melanie und Stephan Bo. – Kiras Sorgenfell-Familie
Kira im März 2023
Hier ist der Link zu ihrem Tagebuch:
Tagebuch KIRA